Gerti Tetzner, geboren am 29.11.1936 in Wiegleben/Thüringen, studierte Jura und besuchte danach das Literaturinstitut „Johannes R.Becher“ in Leipzig. Tetzner ist seit 1996 Mitglied im PEN-Zentrum (Ost). Sie lebt mit Kind als freie Schriftstellerin in Leipzig.
* 29. November 1936
von Volker Hammerschmidt und Klaus Müller
Essay
„Natürlich wird das kein Meisterwerk werden, wovon man als Anfänger zu träumen pflegt, aber so gut ich eben kann.“ Dieser naiv anmutende Satz Gerti Tetzners aus einem Brief an Christa Wolf zeigt die Offenheit und kritische Selbsteinschätzung, mit der sich die junge DDR-Autorin hilfesuchend an ihre bekannte Kollegin wendet. Und Christa Wolf ist interessiert, antwortet, gibt Rat. So ist die Entstehungsgeschichte des Romanerstlings „Karen W.“ eng verknüpft mit Christa Wolfs berühmter Erzählung „Nachdenken über Christa T.“.
Interessante Parallelen ergeben sich aber nicht nur aus der gleichzeitigen Entwicklung beider Romane, sondern auch aus der verblüffend ähnlichen Problematik: dem Verhältnis von gesellschaftlicher Determiniertheit und eigener, menschlicher Zielsetzung, von geschichtlicher Situation und individueller Entwicklung.
Karen W., ausgebildete Juristin, verläßt ihren Lebensgefährten und die Stadt und zieht mit ihrer Tochter in ihr Heimatdorf. Sie liebt ihren Mann noch immer, aber die Veränderungen der letzten Jahre sind zu groß, und die Einbeziehung in die schöpferische Arbeit ihres Gefährten ist ...